Paulus Orosius (* um 385; † nach 418) war ein in Hispanien (möglicherweise in Braga in der römischen Provinz Gallaecia) geborener spätantiker Historiker und christlicher Theologe. Er lebte in der Spätphase des Römischen Reichs, reiste um 414 nach Nordafrika und wurde dort Student des Kirchenvaters Augustinus. Er suchte dessen Unterstützung in seinem Kampf gegen den von ihm als christliche Irrlehre betrachteten Priscillianismus. 415 begab er sich nach Palästina und traf dort mit Hieronymus zusammen. In Jerusalem nahm er an einer Synode teil und focht dabei eine theologische Kontroverse mit Pelagius aus, dessen Lehren er ebenfalls als Häresie auffasste. Auf der Rückreise brachte er die angeblichen Reliquien des heiligen Stephanus nach Menorca. In Nordafrika verfasste er auf Anregung des Augustinus um 416 bis 418 in lateinischer Sprache eine im Mittelalter sehr einflussreiche Geschichte gegen die Heiden (Historiae adversus paganos), die mit Abstand sein bedeutendstes literarisches Werk darstellt.